„We nurses are warriors, we fight diseases – we are not enough, we need more warriors to join us!“
So fasst Schwester Mbatha aus dem Projekt der Brotherhood of Blessed Gérard ihre Geschichte als „Kämpferin“ zusammen.
Sie kämpft – wie viele andere, die in Gesundheitssystemen in unterprivilegierten Regionen der Welt arbeiten – einen Kampf, der oft einem Kampf gegen Windmühlen gleicht: zu viele Kranke und Geschwächte stehen zu wenig ausgebildetem Personal gegenüber, zu schlechte medizintechnische Ausstattung und fehlende finanzielle Mittel widersprechen dem Wunsch nach wirksamer Hilfe. So kämpft sie jeden Tag für die, die selbst kämpfen: gegen Tuberkulose, HIV/Aids und vieles mehr.
Sie freut sich aber auch, denn es verbessern sich einzelne Aspekte ihrer Arbeit. Durch Aus-, Fort- und Weiterbildungen wird ihre Arbeit immer besser. Regierungsstellen, insbesondere das Gesundheitsministerium in Südafrika, unterstützt die Aidshilfeprogramme des Projekts deutlich stärker als früher. Und es kommen immer mehr neue „Kämpferinnen“ und „Kämpfer“ hinzu, die sich in den Dienst Bedürftiger stellen.
Aus einem 1992 gegründeten Projekt zur Bekämpfung der Aidsproblematik im Südosten Südafrikas entwickelte sich schnell ein großes, umfassendes Hilfsprogramm. Nachdem der deutsche Pater Gerhard Lagleder nach Südafrika gekommen war, lag der Fokus seiner Arbeit schnell auf dem Umgang mit der Aidsproblematik in der Region KwaZulu-Natal. 1992 gründete er die Bruderschaft des Seligen Gerhard in Mandini/Südafrika. Innerhalb von 11 Jahren entstanden 14 Einrichtungen und Programme, u.a. ein Kinderheim für Aidswaisen, ein Aidshospiz, eine Nähschule, eine Haushaltsschule, HIV-Aufklärungsprogramme, u.v.m. Heute ist das Gesamtprojekt sehr groß, hat Betriebskosten in 7-stelliger Höhe (2018 z.B. mehr als 1,6 Mio. Euro) und entwickelt immer mehr Programme, die den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht werden.
In Südafrika besteht ein Problem, das viele Länder kennen: Ländliche Regionen sind in Sachen Zugang zu Medikamenten, Bildungsprogrammen und Arbeitsmöglichkeiten benachteiligt. Die Region KwaZulu-Natal hat besonders mit Problemen in Verbindung mit HIV/Aids zu kämpfen: Im Jahr 2004 wurde unter den getesteten Personen eine Aidsrate von 76% für die Region festgestellt. Die Situation hat sich seitdem etwas gebessert, nichtsdestotrotz charakterisieren Krankheiten wie HIV/Aids und Tuberkulose den Alltag in der Gegend. Eine hohe Krankheits- und Sterblichkeitsrate bringt eine Vielzahl von Problemen mit sich – Kinder verlieren ihre Eltern, größere Geschwister sind für die Ernährung & Erziehung der kleineren Geschwister zuständig und vernachlässigen die Schulbildung. Seit 2014 sind jährlich mehr als 700 Erkrankte Teil des HIV/Aids-Programms des Projekts, Unterernährung spielt noch immer eine signifikante Rolle (2018: 1.102 Fallbehandlungen). Eine große Herausforderung besteht darin, ausreichend qualifiziertes Personal für die vielen Unterstützungs- und Behandlungsbedürftigen zu bekommen.
Aus einem kleinen Hilfsprojekt wurde eine Organisation, die sich umfassend der Aidsproblematik und den Bedürfnissen der Bevölkerung in der Region um Mandini/KwaZulu-Natal widmet. Die Bruderschaft des Seligen Gerhard betreibt inzwischen mehrere Gebäude, in denen das Aidshospiz, das Kinderheim, ein Kindergarten, Krankenbetten und Räumlichkeiten für die Behandlung von Aidspatienten sowie für Aufklärungs- und Weiterbildungsprogramme untergebracht sind. Außerdem fahren MitarbeiterInnen in vernachlässigte Wohngebiete, um Leuten in ihren Häusern zu helfen, die keinen Zugang zu Medikamenten und Transportmitteln haben.
2018 waren 64 Kinder im Kinderheim und 703 Aidspatienten in Behandlung. Es wurden 6926 Beratungsgespräche durch SozialarbeiterInnen durchgeführt, 1308 Hausbesuche durch das Hauspflege-Team und 3328 Hausbesuche durch Aids-TherapieberaterInnen. Zahlreichen Auszubildenden in sozialen Berufen wird die Berufsausbildung ermöglicht.
Die jährlich stark ansteigenden Ausgaben stellen hinsichtlich der Finanzierung eine große Herausforderung dar. Gleichzeitig soll die Abhängigkeit von ausländischen Geldgebern nicht größer werden.
Hinzu kommt die mit der Covid-19-Krise im Sommer 2020 einhergehende Belastung für das ohnehin stark geforderte Gesundheitssystem. Die Eindämmung einer solchen Krankheit und auch anderer Krankheiten ist erschwert dadurch, dass es viele Personen mit Vorerkrankungen und Immunschwäche gibt.
Die Arbeit soll weiter von Personen aus der Region durchgeführt werden, um die Probleme vor Ort direkt und effektiv zu bekämpfen und soziale Strukturen nicht von außen zu gefährden. INGEAR unterstützt vor allem die Praxis des Projektes, Menschen aus der Region in den Einrichtungen auszubilden, einzusetzen und zu fördern. Es werden südafrikanische Ärztinnen und Ärzte, KrankenpflegerInnen, ErzieherInnen, AusbilderInnen und HelferInnen angestellt, welche als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren fungieren, um die Gesellschaft für den Umgang mit Aidskranken zu sensibilisieren. Es sollen möglichst viele Menschen darin unterstützt werden, ein kindgerechtes Aufwachsen zu erleben, Zugang zu ausreichender schulischer und beruflicher Bildung zu erhalten sowie benötigte Medikamente und Pflege zu bekommen. Da das Projekt weiterhin auf langfristige Unterstützung angewiesen ist, ist ein Projektabschluss noch nicht abzusehen.
INGEAR-Gelder werden seit 2017 für die Finanzierung der Ausbildung von Krankenpflegerinnen und Krankenpflegern sowie Mitgliedern anderer sozialer Berufsgruppen verwendet. Wir erhoffen uns dadurch eine nachhaltige Verbesserung der Gesundheitsversorgung, weil so jungen Menschen eine Berufsausbildung ermöglicht wird, mehr Interessierte diese Berufe erlernen können, das Projekt mit mehr Personal die gesteckten Ziele im medizinischen Bereich leichter erreichen und so die Abhängigkeit von medizinischer Hilfe „von außen“ reduziert werden kann.